Wunder World Modellbahnshow in St. Margrethen 6. November 2013
Die Wunder World Modellbahnshow in St. Margrethen ist eine der grössten öffentlich zugänglichen Modelleisenbahnen der Schweiz.
Die Anlage
An einem Berghang schlängeln sich die Züge hoch und runter, über Brücken und durch Tunnels. Auch die Bietschtalbrücke wurde verwendet. In der Mitte befindet sich eine Bahnstation, an dem die Züge halten. Eine Bergbahn führt von da aus bis auf den Gipfel.
Danach folgt die Unterführung der Züge unter den Füssen der Besucher hindurch zum nächsten Anlagenteil. Für meinen Junior war dies natürlich der absolute Hit.
Der meiner Meinung nach mit Abstand am schönsten gebaute Teil der Anlage. Die funktionierende Gondelbahn ist der Hit. Und für die kleineren Besucher ist der Ausguck der beste Platz, um die Anlage zu überblicken.
Das Bahnhofsdach des Stadtbahnhofs ist etwas speziell gestaltet. Die Häuser stehen relativ weit weg voneinander. Das ermöglicht auf vieles einen uneingeschränkten Blick. Platz für Nicht-Bahntechnische Erweiterungen ist hier noch diverser vorhanden.
Das Betriebswerk und Verladeterminal ist mit den C-Gleisen etwas speziell umgesetzt worden. Hier hätte ich doch eine durchgehende Fläche erwartet. Im Hintergrund ist das Meer mit den beiden Eisenbahnbrücken zu sehen. Das Meer ist mit echten Fischen ausgestattet.
Der Flughafen ist platzbedingt etwas klein geraten. Eine masstäbliche Umsetzung würde den Rahmen sprengen. Wie auf der gesamten Anlage gilt auch hier: Erlaubt ist was gefällt. Es muss nicht immer authentisch sein.
Modellbau
Die Wunder World Modellbahnshow in St. Margrethen wurde in Rekordzeit gebaut. Baubegin war im Frühjahr 2009. Eröffnung war im Herbst desselben Jahres. Für die einzelnen Abschnitte wurden lediglich wenige Monate, teilweise nur Wochen aufgewendet. Die Modellbahn wurde richtig gehend aus dem Boden gestampft. Dies wird leider vor allem bei der Qualität immer und überall wieder sichtbar. Auf weiten Teilen der Anlage ging die Liebe zum Detail vergessen. Eine Grasmatte mit C-Gleis darauf bildet vielerorts die Grundlage.
Im Bild ist der Bahnsteig ein Reststück MDF, die Faserung und die zwei Teile sind deutlich zu sehen. Eine Unter- oder Überführung für die Passagiere ging ganz vergessen. Auch Autos und ÖV sind inexistent an diesem Bahnhof. Die Häuser sind fast ausschliesslich unbehandelte, unbemalte Fertigbausätze. Die Erbauer sind definitiv keine Nietenzähler.
Daneben hat es aber doch die eine oder andere Szene, welche mich ziemlich fasziniert haben. Da ist zum Beispiel das aus Karton selbst gebaute Berghaus. Manche würden es Betonklotz und Landschaftsverschandelung nennen. Ich finde das Haus aber irgendwie sehr passend. Und cool.
Hier wird eine Geschichte erzählt. Hier lebt die Anlage.
Und auch hier lebt es. Es werden Geschichten erzählt am Lagerfeuer. Das Haus ist mein Favorit auf der Anlage. Das ist meiner Meinung nach richtiger Modellbau, wie es sich gehört. So gefällt es mir wirklich.
Eine weitere Szene die mir gefällt. Das Plastik-Holz könnte man noch durch Echt-Holz ersetzten.
Ein kleiner aber feiner Abschnitt der Anlage. Ob wirklich so viel Verkehr herrschen kann zwischen den beiden Parkplätzen lasse ich mal offen. Ansonsten ein stimmiges Ganzes.
Technik
Von einer Modellbahn-Zugsicherung, bzw. Modellbahn-Steuerung aus dem Jahre 2009 erwarte ich mehr als hier geboten wird. Zumindest eine zuverlässige Blocksteuerung sollte selbstverständlich sein. Die Modellbahn auf der Heimwehfluh macht seit Jahrzehnten vor, was möglich wäre. Im Jahre 2009 sind jedoch verschiedene Steuerungs-Systeme verfügbar, welche nicht mehr mit Strom-Aus eine Blocksicherung ausführen müssen, sondern in der Lage sind jede Lok einzeln und direkt über den Lok-Decoder zu beeinflussen, langsam zu beschleunigen und am Ende des Blockes langsam abzubremsen. So könnten auch Beleuchtung und Sound im stehenden Betrieb weiterverwendet werden, bzw. man könnte sich allenfalls sogar Sound-Decoder-Funktionen zu nutzen machen.
Die Modellbahn ist als Mittelleiter-Anlage mit C-Gleis aufgebaut. Gefahren wird Digital mit zwei Märklin CS2. Es existiert eine PC-Blocksteuerung nach dem Prinzip Strom-Aus. Das bedeutet auch Licht und Sound aus. Weichen werden regelmässig aufgeschnitten.
Die Blocksteuerung ist irgendwie nicht sehr zuverlässig. In den zwei Stunden in denen ich da war gab es drei Auffahrten.
Auch eine Flankenfahrt gab es zu sehen (nächstes Bild): Der ICN hat den Kampf gegen eine Re 460 verloren und liegt nun neben der Weiche. Beide Züge hatten gleichzeitig Grün.
Die eingesetzte Technik fordert ihren Tribut: Es sind fast keine Loks mit Puffern unterwegs.
Für angehende Lokführer
Selber einen Zug steuern und rangieren. Der eine oder andere Lokführer-Anwärter wird hier seine Fähigkeiten entdecken. Die Möglichkeit, sich mit dem Modellbahn-Virus zu infizieren ist gegeben.
Bistro
Wirklich cool gemacht ist das Bistro. Der Hit bei den Kindern ist natürlich die LGB, die an den Tischen vorbeifährt. Für Kindergeburtstage oder sonstige Feierlichkeiten eine gute Möglichkeit.
Fazit:
Wer Kinder hat kann diesen mit einem Besuch im Wunder World eine riesige Freude machen. Es hat auch ein paar wirklich gut umgesetzte Details zu finden. Die Anlage ist jedoch weitgehend geprägt von Zeit- und/oder Budgetdruck beim Bau, was sich recht negativ ausgewirkt hat auf die Qualität des Modellbaus.
Wer sich ein Bild machen möchte über mögliche Modellbahnsteuerungen: Hier wurde vieles gemacht wie man es nicht machen sollte. Crashes gehören zum Alltag. Was die Technik anbetrifft bin ich recht ernüchtert nach Hause gegangen: Die eingesetzte Technik, bzw. deren Konfiguration ist für eine Showanlage so nicht zu gebrauchen. Für eine neu gebaute Anlage wie dieser ist sie auch nicht Zeitgemäss.
Kurz zusammengefasst: Es besteht an vielen Ecken und Enden noch Verbesserungspotenzial.
Nachtrag
Die Wunder World Modellbahnshow in St. Margrethen wurde am 19. Oktober 2014 für immer geschlossen.