Forumsausflug Stellwerkbesichtigung Glattbrugg und Oerlikon 19. Oktober 2013

Organisiert wurde der Ausflug von chriesi356, einem Mitglied des www.moba-forum.ch. Er ist Mitarbeiter der SBB und ist mit seinen Kollegen für die Wartung und den Unterhalt der Stellwerke in der Umgebung zuständig. Zusammen mit einem Kollegen hat er uns durch die beiden Stellwerke Glattbrugg und Oerlikon geführt. Sämtliche Fragen wurden selbstverständlich auf dem Niveau des Fragestellers beantwortet. Will heissen: Dem technisch sehr versierten Teilnehmer wie auch dem Laien wurde alles so erklärt dass er mitgekommen ist und etwas dazugelernt hat.

Glattbrugg

Stellwerk Glattbrugg

Das Stellwerk in Glattbrugg ist ein Siemens-Stellwerk vom Typ DOMINO 67, eines der ältesten bei den SBB noch in Betrieb stehenden Stellwerken. Unter einem Stellwerk stellt man sich als Laien vor allem ein Mal ein Stellpult vor, wo man drücken kann und sich darauf hin die Weichen stellen. So eines gibt es in Glattbrugg auch. Ein relativ grosses sogar, denn der Bahnhof Glattbrugg ist mit dem Tanklager-Anschluss ein gleismässig grosser Bahnhof. Hier finden auch diverse Rangierfahrten statt, welche jeweils einzeln gestellt werden müssen. Dies geschieht jedoch nicht in Glattbrugg selbst, sondern wird von der Leitstelle in Oerlikon alles fernbedient. Im Normalbetrieb ist das abgebildetet Stellpult Glattbrugg nur zur Anzeige zu gebrauchen, Eingaben vor Ort haben keine Wirkung. In Absprache mit der Leitstelle kann das Stellpult aber in den Lokalbetrieb umgestellt werden, so dass auch Eingaben möglich sind. Dies wurde uns während der Führung auch demonstriert, und wir hatten auch ein paar Rangierfahrten zu organisieren. Was es mit der Fernbedienung auf sich hat komme ich später nochmal darauf zurück.
(Foto: Erwin Pieper)

Stellwerk Glattbrugg

Damit das Stellpult auch funktioniert und die Weichen und Signale korrekt gestellt werden braucht es noch Diverses an weiterer Technik. Im ersten Stock des Bahnhofs Glattbrugg befindet sich der Technikraum, vom Grundriss her eine kleine Turnhalle, jedoch mit den üblichen ca. 2.5m Deckenhöhe. Darin sind vor allem tausende von Relais untergebracht. Für jede Weiche und jedes Signal sind jeweils mehrere Relais nötig, damit dies mit allen Abhängigkeiten und Bedingungen korrekt gestellt wird. Im Bild sind die Relais zu nur einem einzigen Objekt draussen auf der Strecke abgebildet. Eine einzige Weiche kann so bis zu ca. 30 Relais im Stellwerk verbaut haben. Auf-, Gegen- und Flankenfahrten müssen unter allen Umständen verhindert werden, auch wenn ein Mal ein Relais ausfällt. Wird eine Fahrstrasse für einen Zug gestellt gibt dies ein richtiges Relais-Konzert, das leider nicht als Bild wiedergegeben werden kann.
(Foto: Bruno Beeri)

Stellwerk Glattbrugg

Alle Kabel sind fein säuberlich auf Lötstützpunkte gelötet. Auch ist alles sauber dokumentiert. Genau so, wie ich es in meiner Elektroniker-Lehre damals auch gelernt habe. Nur mache ich es bei der Modellbahn nicht mehr so...
(Foto: Bruno Beeri)

Stellwerk Glattbrugg

Ganz hinten im grossen Raum ist noch eine Reihe mit neumodischeren Geräten. Diese sind für die Fernsteuerung des Stellwerkes nötig, so dass das Stellwerk von Oerlikon, bzw. prinzipiell aus der ganzen Schweiz bedient werden kann.
(Foto: Erwin Pieper)

Stellwerk Glattbrugg

Was geschieht, wenn mal kein Strom mehr vorhanden sein sollte? Diese Frage haben die SBB beantwortet und sagen sich, das Stellwerk muss mindestens eine halbe Stunde nach Stromausfall funktionstüchtig sein, damit die rollenden Züge noch kontrolliert angehalten werden können. Dazu haben sie jede Menge Akkus für die USV im Stellwerk unergebracht.
(Foto: Erwin Pieper)

Oerlikon

Stellwerk Oerlikon

In Oerlikon erhielten wir eine kurze, lange Einführung in die Funktionsweise des ILTIS-Netzes. Kurz, weil wir nun noch lange nicht alles wissen was nötig ist um das Teil zu bedienen. Lang weil es eine sehr, sehr ausführliche und interessante Einführung war. Nebst dem Bahnhof Oerlikon werden von Oerlikon aus noch eine ganze Reihe Bahnhöfe nördlich von Zürich fernbedient. Theoretisch ist von jedem ILTIS-Arbeitsplatz eine Fernbedienung von fast der ganzen Schweiz möglich. So erhielten wir in Oerlikon z.B. den Bahnhof Aigle auf den Bildschirm gezaubert. Dem diensthabenden Fahrdienstleiter haben war aber nicht dreingepfuscht.
(Foto: Bruno Beeri)

Stellwerk Oerlikon

Kurz vor seiner Ausserbetriebnahe steht die grosse Anzeigetafel mit den einzelnen Bahnhöfen in der ganzen Region. Lediglich noch zwei Bahnhöfe sind auf der Tafel live und in Betrieb. Alles andere wird nur noch am Bildschirm angezeigt.
(Foto: Bruno Beeri)

Stellwerk Oerlikon

Die Rückseite der Anzeigetafel mit ihren hunderten von Kabeln, damit auch jedes Lämpchen zur richtien Zeit am richtien Ort leuchtet, bzw. einmal geleuchtet hat.
(Foto: Bruno Beeri)

Stellwerk Oerlikon

Der Bahnhof Oerlikon wird zur Zeit im Rahmen der Durchmesserlinie ausgebaut. Entsprechend sind an den 19"-Schränken die einzelnen Ausbauetappen aufgezeichnet. In diesem Beispiel wird innerhalb einer Woche zwei Weichen und ein Stück Gleis (rot eingezeichnet) eingebaut.
(Foto: Bruno Beeri)

Fazit

Der Forumsausflug war ausgesprochen lehrreich, die beiden versierter Führer konnten alle Fragen beantworten. Einen herzlichen Dank an Chris und seinen Kollegen! Ich wäre sofort wieder dabei.